Törchen Nr. 15 – Die Geschichte des Weihnachtsbaumes

0 Tannenbaum, o Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter!

Wenn der schönste Baum des Jahres am Heiligen Abend in seiner glänzenden Pracht der Kerzen, Kugeln, goldenen Nüsse und des süßen Behangs erstrahlt und in weiten Teilen der christlichen Welt Mittelpunkt und Symbol des Weihnachtsfests ist, dann ist es uns so, als hätte es ihn schon immer gegeben. Aber der duftende Nadelbaum ist erst seit gut 100 Jahren in allen Weihnachtszimmern heimisch.

Die erste Nachricht vom Tannenbaum hat uns ein Chronist aus dem Elsaß überliefert, der 1605 berichtet:

»Auff Weihnachten richtet man Dannenbäume in den Stuben her, daran henket man Rosen aus vielfarbigen Papier, Äpfel, Oblaten, Zischgold und Zucker.«

Die ersten Tannenbäume dieser Art standen meistens noch zu Schenk- und Festfeiern bei Zünften, in Patrizierhäusern und in Spitälern, wo sie später den Kindern zur Plünderung überlassen wurden.
Im » Simplizianischen Wundergeschichten Calender« von 1795 heißt es:

»Engel, Puppen, Thiere – alles von Zucker, ferner vergoldetes Obst und an Schnüre gereihte Haselnüsse« – alles das hing schon an diesem »blühenden« Baum, der aus Kirschzweigen bestand.

Diese süßen Zuckerbäume hatten die Kinder natürlich zum Fressen gern, aber der essbare, süße Baumschmuck durfte erst am Dreikönigstag abgenascht werden. Mit der hohen Wertschätzung der kostbaren Gewürze und des Zuckers ist es verbunden, dass man mit ihnen die schönsten Figuren von hohem künstlerischen Wert schuf. Die kunstfertig geschnitzten Modeln geben darüber beredt Auskunft. Das mit ihnen gefertigte Backwerk wurde schon bald auch als Baumschmuck verwendet. Zum Naschen für Groß und Klein blieb natürlich noch genug übrig. Als Mittelpunkt familiärer Weihnachtsfeiern kommt der geschmückte Baum zuerst an die europäischen Fürstenhöfe.

An kerzengeschmückte Buchsbäumchen am elterlichen Heidelberger Hof erinnert sich Liselotte von der Pfalz wehmütig in einem Brief aus Paris um 1680. Waren es in dieser Zeit auch noch nicht immer duftende Tannenbäume, so gab es im 18. Jh. doch schon „Geschenk-SchüttelBäumchen« oder hölzerne Pyramiden, die mit grünen Zweigen geschmückt wurden.

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Im 19. Jh. war dann der Siegeszug des Tannenbaums nicht mehr aufzuhalten.
Bereits 1796 wurde auf Schloß Wandsbeck ein Lichterbaum aufgestellt. Die Dichter Matthias Claudius, Friedrich Klopstock und die beiden Grafen Stolberg hatten sich im Glanz seiner Kerzen versammelt.
Auch im Berliner Schloß rief Königin Luise die Dienerschaft unter den Tannenbaum.
Prinz Albert brachte den deutschen Tannenbaum um 1840 seiner geliebten Queen Victoria an den englischen Hof, Caroline, die Gemahlin Ludwigs I. von Bayern führte ihn 1830 in die Münchner Residenz ein und 1840 stellte die deutschgebürtige Herzogin von Orleans einen Weihnachtsbaum in den Tuilerien auf. Gleichzeitig hielt er Einzug in die Höfe Dänemarks, Norwegens und Rußlands.

Auch auf Weihnachts- und Christkindlmärkten wurden jetzt Christbäume verkauft, die alle Familienstuben in Stadt und Land eroberten. So wurde der Weihnachtsbaum strahlender Mittelpunkt des Weihnachtsfests, das wir uns ohne Baum gar nicht mehr vorstellen können.

Raupengrüße

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