Love Letter Convention 20./21. Mai 2017

Da ist sie schon wieder vorbei, die sechste LLC (meine dritte) und es war wie immer ein wunderschönes Erlebnis – tolle Gespräche mit Autoren und Lesern, alte Freunde treffen, neue kennenlernen.

Eigentlich wollte ich dieses Jahr gar nicht fahren, allerdings wurde dann eine Freundin als Autorin eingeladen und bat mich, ihr zur Seite zu stehen. Was ich sehr gerne tat, denn wann hat man schon mal die Möglichkeit, sich auch die andere Perspektive anzusehen. 😉


Eingeläutet wurde die LLC natürlich mit dem Gruppenessen, wo man sich auch schon mit den ersten austauschen konnte, am Samstag hieß es dann für mich früh aufstehen, meine Autorin einsammeln und zum Veranstaltungsort bringen.

Workshop: Der perfekte Buchkuss – mit Maddie Holmes und Ylvi Walker

Nun, so anders war die Perspektive dann doch nicht – ich ging zu weniger Veranstaltungen, wir saßen dafür mehr im Garten und konnten uns unterhalten. Denn gerade dieser Austausch ist es doch, was den Charme dieser Veranstaltung ausmacht.

Spaß im Garten

Der Samstag war viel zu schnell rum, es folgte noch ein entspanntes Abendessen und dann fiel ich auch schon ins Bett meines tollen Zimmers. Ich hatte eine wunderbare Gastgeberin, die ich über AirBnB gefunden habe.


Am Sonntag Morgen wurde ich von der Sonne geweckt. Der Tag versprach, vielversprechend zu werden – besser auf jeden Fall als der Samstag, der eher nasskalt war.

Also los und ab in den ersten Workshop – Stefanie Ross und Kristina Günak baten zum Liebesroman-ABC, doch erst mussten wir das ‚Moin‘ lernen. Wichtigste Lektion des Tages. 😉
Und dann wurden wir fotografiert, damit wir uns nicht so benachteiligt fühlten. 😉

Workshop: Liebesroman ABC mit Kristina Günak und Stefanie Ross

Leider konnte ich nicht bis zum Schluss bleiben, die ‚Pflicht‘ rief und so ging es zum Meet&Greet im Garten, spektakulär unterbrochen vom Bullriding Marijos.


WAS? Ihr ward schon mal auf der LLC und kennt Marijo nicht?
Nun, dann ward ihr nicht wirklich da!

Marijo ist einer der Securitys, die dafür sorgen, dass sich der Haufen leseverrückter Weiber benimmt und schon seit der ersten LLC dabei. Unersätzlich und der heimliche Held der Veranstaltung. Mittlerweile ein fester Bestandteil des ‚Stadt, Land, Kuss‘-Spiels, nachdem er bei der dritten LLC für eine Autorin eingesprungen ist – er hat seinen eigenen Tisch und viele versuchen, in seinem Team zu sein. Ihm verzeiht man auch das Schummeln. 😉

Marijo

Mit dieser Art von Security machen solche Veranstaltungen Spaß – ein großes Danke an Marijo und sein Team, die auch immer da sind, wenn gehandicapte Besucher Hilfe benötigen. <3


Und dann war sie da, die Signierstunde und ich durfte bei meiner Autorin bleiben, sie unterstützen und dann ihren Platz übernehmen, da sie leider eher gehen musste. Es war ein sehr interessantes Erlebnis, auf der anderen Seite zu sitzen. Das will ich unbedingt mal wiederholen. 😉

Signierstunde

Das Ende ließ ich mit einer kleinen Gruppe von lieben Menschen im Restaurant ausklingen, doch dann war er wieder da, der Grund, warum ich die LLC in diesem Jahr eigentlich nicht besuchen wollte. Direkt neben mir. Zum Glück gab es jemanden, mit dem ich mich unterhalten konnte.

Wenn ihr euch jetzt fragt, was war denn los, dann folgt hier die Erklärung:

Ich schreibe ja selbst, weiß, wieviel Arbeit hinter jedem Satz, jeder Seite, jedem Kapitel, jedem Roman steckt. Wie oft man verzweifelt, weil einem die Formulierung nicht gefällt oder man nicht genau weiß, wie man eine Szene schreiben soll.
Zudem kämpfen alle AutorInnen noch mit dem immer größer werdenden Piratenmarkt, der ihnen erheblich schadet und dann wird auch noch plagiert.
Auch diese Dame hat es getan und ich habe versucht, ihr auszuweichen. Aber an dem Abend ging es nicht, ich wollte mit meinen Freunden das Essen genießen. Also habe ich sie einfach ignoriert, weil es für mich in diesem Moment der beste Weg war.

Heute frage ich mich, hätte ich sie ansprechen sollen?
Sie fragen sollen, warum sie sich noch nicht einmal persönlich entschuldigt hat?
Wie es ihr heute damit geht?
Ob sie es verdrängt hat, um einfach weitermachen zu können?
Ich weiß es nicht.

Ich gehöre zu den Menschen, die nicht vergessen. Ich vergebe, wenn jemand mit einer ernstgemeinten Entschuldigung kommt, aber ich vergesse nicht.
Auch ich spreche mich nicht davon frei, Fehler zu machen, vielleicht ist es sogar einer, sich hier den Frust über die Situation von der Seele zu schreiben.
Jeder von uns macht sie, aber man sollte zu ihnen stehen, dann hat man sich auch eine zweite Chance verdient. Manchmal dauert es eben etwas länger, bis man es selbst einsieht, vielleicht traut man sich auch nicht,  aber es tut letztendlich beiden gut – dem Schadenden und dem Geschädigten.


Und damit komme ich noch auf einen weitern Vorfall zu sprechen, der mich tatsächlich ziemlich sprachlos gemacht hat.

Wo ist die Empathie der Menschen hin?

In den vergangenen Jahren durften Besucher, die auf irgendeine Art und Weise gehandicapt waren, immer etwas eher vor Beginn der Signierstunde in die Aula, damit sie in Ruhe ihre Auswahl treffen konnten. Im letzten Jahr wurden dann allerdings Stimmen laut, die sich darüber beschwerten, behaupteten, diese Besucher würden Massen an Büchern wegschleppen. Ähm ja, hochschwanger, auf Krücken oder im Rollstuhl sitzen,aber dreißig Bücher mitnehmen. Finde den Fehler!

Dieses Jahr wurde es anders gemacht und es eskalierte. Leider. Es lag nicht an der Orga, sondern einfach an der Situation. Die Veranstalter versuchten, es allen Recht zu machen. Doch das kann man eben nicht.

Ganz ehrlich – geht es bei der LLC nicht darum, sich mit anderen Gleichgesinnten auszutauschen, endlich die Möglichkeit zu haben, sich mit seinem Lieblingsautor zu unterhalten?

Oder geht es tatsächlich nur darum, so viele kostenlose Bücher wie möglich abzugreifen?
Ich saß dieses Jahr auf der anderen Seite und normalerweise war der Kontakt echt toll, aber wenn jemand nur auf den Buchstapel deutet und „Buch“ brummt, sich noch nicht einmal bedankt oder freundlich lächelt, dann fragt man sich echt, warum diejenige da ist.

Vielleicht sollte man das System doch noch mal überdenken, die Anzahl der mitzunehmenden Bücher begrenzen, damit auch der Letzte begreift, es geht nicht um den Konsum, sondern um den Austausch mit anderen.

So, das waren sie, meine Gedanken zum LLC-Wochenende, das im Großen und Ganzen wie immer ein tolles Erlebnis war.

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