„Die Stadt der schweigenden Berge“ von Carmen Lobato – Buchbesprechung

Berlin  / Anatolien 1931
Die Archäologiestudentin Armana plagen
seit ihrer Kindheit jede Nacht Alpträume.
Immer wieder träumt sie von einer geheimnisvollen Stadt,
die letztendlich über ihr zusammenstürzt.
Und auch das Fortschreiten ihrer Magisterarbeit
über den Gilgamesch-Epos ist davon gefährdet.
Denn in ihr wächst der Wunsch, Hattuša zu erforschen,
die geheimnisvolle Hauptstadt der Hethiter.
Auch gegen den ausdrücklichen Wunsch ihres Vaters.


Manchmal schreibt man bei Facebook mit Autoren und hat einen wirklich tollen Austausch mit ihnen, ohne eine Zeile ihrer Romane zu kennen. Und manchmal wird man deswegen neugierig auf ihre Bücher.

So ging es mir mit Charlie Lyne und als ich erfuhr, dass sie für eine Lesetour zu ihrem neuen Roman „Und sie werden nicht vergessen sein“ aus London kommen würde, war für mich klar, dass ich dort hin muss. Dort erfuhr ich dann auch, warum die Romane unter Carmen Lobato veröffentlicht wurden, aber eigentlich ist es ja egal unter welchem Pseudonym – auf „Und sie werden nicht vergessen sein“ freue ich mich schon sehr, denn die Stellen, die sie vorgelesen hat, waren mehr als spannend.

Um mir die Wartezeit bis zur Lesung zu verkürzen, trat ich der Leserunde bei Facebook bei – dort herrscht ein reger Austausch und man erfährt noch einiges zum Hintergrund – so auch von der Hatti, wie Charlie „Die Stadt der schweigenden Berge“ liebevoll nennt.


Und damit komme ich nun auch zur Hatti, in der der Leser erfährt, wie Armana, von ihren Alpträumen geplagt und auf der Suche nach der Wahrheit die Reise in die Türkei antritt, um mehr über die Hauptstadt der Hethiter zu erfahren. Denn alles, was sie belastet hat irgendwie mit Hattuša zu tun, in dem das altertümliche Volk lebte.

In Istanbul trifft sie auf den geheimnisvollen Armenier Arman, der ihr schon einmal kurz in Berlin auf der gerade eröffneten Museumsinsel begegnet ist und verliert ihr Herz an ihn – sehr zum Verdruss ihres Studienkollegen und Fast-Verlobten Paul, der Armana aus Liebe geholfen hat.

Auch ihr Nenn-Onkel Merten weiß mehr, als er ihr verrät. Wird Armana die Geheimnisse lüften können und gibt es eine Chance für Arman und sie?


Eingebettet ist die Geschichte in die frühen dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts. In Deutschland gewinnt die NSDAP an Macht, das Gefüge in der Welt verändert sich und in der Türkei versucht man, den Genozid an den Armeniern zu vergessen, der sich abgespielt hat, als Armanas Vater gemeinsam mit Merten das erste Mal Hattuša erforscht hat.

Ich finde, Charlie hat es wirklich gut geschafft, dies alles in den Roman einfließen zu lassen, ohne den Unteraltungswert zu schmälern. Man spürt richtig, wie sich die Stimmung in Berlin zuspitzt und auch, wie schwierig es für Arman gewesen sein muss, als Armenier in der Türkei aufzuwachsen.

Ebenfalls klasse finde ich den archäologischen Aspekt, den Charlie mit der Geschichte um Hattušili, Puduhepa und dem König der Hethiter am Ende des jeweiligen Teils vertieft, so dass man ein Gefühl für die Hethiter bekommt, aber auch das Einfließen des Gilgamesch-Epos ist ihr hervorragend gelungen. Man merkt, wie sehr sie an der Geschichte dieses Landes hängt, spürt die Faszination zu der Vergangenheit ebenso, wie die Traurigkeit über die grausamen Taten der Menschheit.


Fazit:

Ein sehr schöner historischer Roman, der mir unter die Haut ging.
Die Liebesgeschichte wurde eingebettet in Geschehnisse der Vergangenheit, die einen nachdenklich zurücklassen.
Absolut empfehlenswert, nicht nur für Leser, die sich auch für Archäologie interessieren, denn Charlie gelingt es hervorragend ihre Leser in die Welt ihrer Protagonisten zu ziehen.

Knaur Verlag
Januar 2015
576 Seiten

Print: 9,99 EUR
e-book: 9,99 EUR
ISBN: 978-3426514559

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